Österreichs Herren-Nationalteam kehrt am Montagabend in die Sport Arena Wien zurück und trifft dort mit Lettland auf einen Gegner, der zugleich Maßstab, Herausforderung und Chance ist. Nach der mutigen Vorstellung beim 78:90 in Polen liegt in der Luft dieses Heimspiels eine besondere Spannung, die weit über den reinen Tabellenstand hinausreicht. Es geht um Haltung, um Entwicklung – und um ein Publikum, das endlich wieder spüren möchte, dass dieses Team bereit ist, Grenzen zu verschieben.

Vor dem Tip-Off: Eine Arena voller Erwartung, ein Abend voller Möglichkeiten

Wenn sich die Türen der Sport Arena Wien öffnen und die Fans langsam die blauen Ränge füllen, entsteht jene Mischung aus Vorfreude, Nervosität und Lokalstolz, die man nur an ganz wenigen Abenden im Kalender spürt. Die Mannschaft hat zwei Tage Zeit gehabt, um aus Polen zurückzukehren, die schweren Beine zu lockern und den Kopf klar auszurichten – und trotzdem merkt man, dass etwas in ihnen arbeitet: der Wunsch, dem eigenen Publikum genau das zu zeigen, was sie in Breslau bereits angedeutet haben.



Head Coach Aramis Naglic hat diese Mannschaft erst seit wenigen Wochen unter sich, doch das Zusammenspiel aus Klarheit, Intensität und Vertrauen beginnt Formen anzunehmen. Die Spieler reden nicht viel darüber, aber jeder spürt: Dieses Heimspiel ist ein Moment, an dem man sich als Gruppe definieren kann.

Polen 90:78 Österreich – eine Niederlage, die sich wie ein Zwischenschritt anfühlt

Wer das Spiel in Polen nur anhand des Ergebnisses beurteilt, wird dem Verlauf nicht gerecht. Österreich hat dort über lange Strecken nicht nur mitgehalten, sondern dem Favoriten Phasen abgerungen, die Mut machen. Der frühe Rückstand war bitter, doch die Art und Weise, wie das Team sich zurück in die Partie gearbeitet hat, war bemerkenswert: aggressiver am Perimeter, mutiger im Abschluss, variabler im Tempo – und mit Spielern, die bereit waren, Verantwortung zu übernehmen.

Erol Ersek, der mit seinen fünf Dreiern immer wieder Licht in kritische Momente brachte, war nur der sichtbarste Ausdruck dieser Entwicklung. Gleichzeitig zeigten die Big Men Physis, die Guards mehr Kontrolle, und man spürte, dass das Team auf dem Weg ist, den Basketball zu spielen, den Naglic sehen möchte: intensiv, stabil, wehrhaft.

Die kurzen Einbrüche in den ersten Minuten der Viertel – genau diese kleinen Szenen – kosteten Österreich am Ende die Siegchance, doch sie lieferten zugleich die klarsten Hinweise darauf, worauf es gegen Lettland ankommen wird.

Lettland kommt – erfahren, gefährlich, aber nicht unverwundbar

Lettland reist mit sechs Spielern aus dem EM-Kader an, also mit einer Mischung aus Athletik, Wurfstärke und internationaler Routine, die jedem Gegner wehtun kann. Doch auch die Balten haben Probleme im Kader, reisen nicht in Bestbesetzung, stehen selbst unter Druck und wissen, dass ein Fehlstart in dieses Quali-Fenster weh tun könnte.

Es ist ein Team, das viel über den Dreipunktewurf lebt, dessen Ballbewegung in besseren Phasen schwer zu stoppen ist, das aber gleichzeitig anfällig wird, wenn man es zu frühen Entscheidungen zwingt. Genau hier kommt Österreich ins Spiel: Mit Energie, körperlicher Präsenz und einer Halle im Rücken, die jede gelungene Sequenz sofort lauter macht, kann dieses Match kippen.

Und weil es das erste Aufeinandertreffen der beiden Länder überhaupt ist, geht es ohne historisches Gewicht, aber mit umso mehr Gegenwartsdruck in dieses Spiel: Beide Mannschaften sehen eine Chance. Beide brauchen einen Sieg. Beide wissen nicht, was der andere wirklich kann.

Österreichs Schlüssel zum Erfolg: Rhythmus, Entschlossenheit, ein mutiger erster Schlag

Schon in Polen war spürbar, dass diese ÖBV-Auswahl dann gefährlich wird, wenn sie das Spiel beschleunigt, wenn sie die Defensive höher schiebt und den Gegner zwingt, früher abzuschließen, als ihm lieb ist. Lettland mag technisch stärker sein, doch Mannschaften mit EM-Format mögen es nicht, wenn sie aus dem Rhythmus gedrückt werden.

Naglic hat sehr deutlich gemacht, wie wichtig der Start in dieses Spiel ist. Keine frühen Läufe des Gegners. Keine Minuten des Nachdenkens. Keine Phase, in der Österreich dem Spiel hinterherläuft. Stattdessen: Präsenz vom ersten Ballbesitz an, klare Kommunikation, ein paar schnelle Plays, die Halle zünden – und ein Gefühl erzeugen, dass Wien an diesem Abend bereit ist, eine Geschichte zu erzählen.

Wenn Österreich diese Energie überträgt und nicht erneut jene ,,Mini-Löcher" öffnet, die in Polen den Ausschlag gaben, dann kann dieses Spiel offen bleiben bis tief in die Schlussphase hinein. Und dann entscheidet manchmal ein einzelner Dreier, ein Offensiv-Rebound, ein Steal, ein Fastbreak über Sieg oder Niederlage.



Abseits des Courts: Ein Zeichen für die Stadt
In Wien ist es in diesen Tagen bitterkalt, und genau dort setzt der wichtigste soziale Akzent dieses Länderspielabends an. Unter dem Claim ,,Weil der Winter kein Teamplayer ist" rückt der Österreichische Basketballverband jene Menschen in den Mittelpunkt, die die dunkle und frostige Jahreszeit ohne Schutz, ohne Wärme und ohne Rückhalt verbringen müssen.

Der Community Assist geht diesmal an die ,,Gruft", eine der zentralen Einrichtungen der Stadt Wien im Einsatz für obdachlose Menschen. Was dort täglich geleistet wird, reicht weit über eine Anlaufstelle hinaus: Die ,,Gruft" ist Schlafplatz, Essensausgabe, Kleidertreffpunkt, Rückzugsort, eine Art Wohnzimmer für Menschen, die sonst keines haben – und gerade im Winter ein Ort, an dem Entscheidungen oft über Existenzen gehen.

Basketball Austria ruft deshalb alle Besucherinnen und Besucher auf, Winterjacken, Decken und Winterschuhe zur Arena mitzubringen und bei den Garderoben abzugeben. Jede einzelne Spende landet genau dort, wo sie in diesen Wochen dringend gebraucht wird.

Es ist ein Moment, in dem Sport und Solidarität ineinandergreifen – und ein starkes Zeichen, dass Basketball in Österreich nicht nur über Ergebnisse definiert wird, sondern über Gemeinschaft.


Österreichs Weg durch das Quali-Jahr – diese Termine stehen an
  • Österreich vs. Lettland – 1. Dezember 2025, 20:20 Uhr (Sport Arena Wien)
  • Österreich vs. Niederlande – 27. Februar 2026
  • Niederlande vs. Österreich – 1. März 2026
  • Österreich vs. Polen – 3. Juli 2026
  • Lettland vs. Österreich – 6. Juli 2026

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